Final Fantasy XV App-IconDas Spiel Final Fantasy XV – a new Empire des amerikanischen Spiele-Publishers Epic Action, das seit 28. Juni 2017 im App Store zum kostenlosen Download angeboten wird, haben wir uns aufgrund des Hinweises einer Leserin genauer angesehen. Dieses so genannte Aufbau-Multiplayer-Strategiespiel ist eine weitere Auskopplung der Game of War Spielarchitektur von Machine Zone, nach Mobile Strike also die zweite Kopie des überaus erfolgreichen Pay to win Spiels. Man hat dafür eigens eine eigene Firma gegründet, die nun Epic Action heißt. Nach Epic Games für Mobile Strike keine große Überraschung. Dieses Vorgehen haben die Machine Zone Inhaber bereits 2011 unter anderem Namen (Addmired) mit einer anderen Spielarchitektur durchgeführt, allesamt Pay to Win Spiele, die dann plötzlich abgeschaltet wurden.

Final Fantasy XV – was hat dieses Spiel mit dem Original zu tun?

Final Fantasy XV ist ein japanisches Action-Rollenspiel von Square Enix, das weltweit am 29. November 2016 für PlayStation 4 und Xbox One erschien. Es ist der fünfzehnte Teil der Final-Fantasy-Reihe und der zweite mit deutscher Sprachausgabe. Es unterscheidet sich weiter von vorherigen Teilen der Hauptreihe, da es düsterer sein soll, eine realistischere Umgebung bietet und eine kleinere Party aufweist.

Final Fantasy XV spielt in der Welt Eos. Alle Nationen, bis auf das Königreich Lucis, werden von dem Imperium Niflheim beherrscht. Niflheim nutzt zudem die Friedensverhandlungen aus, um Lucis einzunehmen. Der Protagonist und Thronerbe von Lucis, Prinz Noctis Lucis Caelum, will daraufhin das Königreich befreien. Es handelt sich um ein Open-World-Spiel mit einem actionlastigen Kampfsystem, ähnlich dem von Kingdom Hearts und Final Fantasy Type-0.

Das hier vorliegende Spiel hat bis auf die Nutzung der Charaktere und Bezeichnungen aus dem Original-Spiel nur wenig mit Final Fantasy XV zu tun, das merken auch die Spieler recht schnell.

Ständige Präsenz und Stufenprogramm für In-App-Käufe sollen den Spieler abhängig machen

Auch Final Fantasy XV setzt auf das bewährte Prinzip, mit dem Machine Zone bereits Milliarden verdient hat. Wer das Spiel beginnt, freut sich über zügige Fortschritte. Man baut Gebäude, erforscht Technologien, baut Truppen und Verteidigungsvorrichtungen. Das geht recht schnell von der Hand und es bringt durchaus Spaß, diese Siedlung wachsen zu sehen. Durch ständige Erinnerungen, dass nur dieses oder jenes fertiggestellt wurde, wird der Spieler immer wieder ins Spiel gelockt. Denn jetzt geht es darum, eine Bindung herzustellen. Der Spieler soll sich verantwortlich für seine Siedlung fühlen.

Es wird auch der Beitritt zu einer Gilde empfohlen, hier kann man nun gemeinsam kämpfen (so zumindest die Theorie), wichtigstes Instrument der Gilde ist aber der soziale Kontakt zu anderen Spielern. Denn auch das erhöht die Bindung. Für jedes Bauprojekt oder jede Forschung kann man Hilfe von der Gilde anfordern, pro aktivem Gilden-Mitglied gibt es eine Minute Beschleunigung. Dazu kommen so genannte Quests, für die man Mini-Belohnungen erhält und die schon bei zwei, drei Minuten Laufzeit beginnen. So gibt es kurz nach dem Schließen der App jedes Mal eine Benachrichtigung, man möge doch bitte ins Spiel zurückkehren, um die Belohnung abzuholen.

Wie Spieler in teure In-App-Käufe gedrängt werden

Der Aufbau wird zunehmend langwieriger, die Wartezeiten steigen mit jedem Gebäudeausbaulevel. Zudem kommt die Herstellung der Rohstoffe, die man für den Bau benötigt, nicht nach. Der Gilde-interne Wettbewerb und der Wunsch voranzukommen, lässt sich etwa ab Level 10 der Gebäude nur noch über einen In-App-Kauf bewerkstelligen.

Epic Action bietet den Kauf als „Supersonderangebot“ für 5,49 Euro an. Enthalten sind Rohstoffe, Zeitgewinne und etwas Gold. Tätigt man diesen Kauf, kann man ein paar Stunden schneller wachsen, dann sind die Spielgegenstände verbraucht. Epic Action weiß natürlich auch hier Rat: das nächste „Supersonderangebot“ für nun 21,99 Euro wird angeboten. In unserem Fall ein Neujahrsspecial, mit dem die Produktion angekurbelt, der Gold produzierende Tresor aufgelevelt  und doch immerhin 5000 Gold angeboten wird. Tätigt man diesen Kauf auch noch, ist man nach den Programmierern nun auch reif für die nächste Erhöhung, wo das nächste „tolle Angebot“ dann schon 109,99 Euro ausmacht.

Der In-App-Kauf für 5,49 Euro hält wenige Stunden, dann sind die Zusatzressourcen und Zeitgewinne verbraucht, der Kauf zu 21,99 Euro hält etwa einen Tag, dann ist man zwar zwei Level weiter, aber noch lange nicht wesentlich stärker oder gar unbesiegbar.

Damit wir uns nicht falsch verstehen. Niemand wird gezwungen, diese Käufe zu tätigen. Aber es wird suggeriert, dass man mit den Käufen erhebliche Vorteile gewinnt und das mühsam aufgebaute Städtchen sicherer sei. Doch diese Vorteile bringen rein garnichts. Das merkt der Spieler aber nicht sofort.

Nun haben die Hersteller dieser Spiele noch drei Tricks auf Lager, die den Spielern das Leben schwer machen:

Der erste Trick besteht darin, dass andere Spieler ihre Städte einfach verlegen können und sich so jederzeit ohne Vorwarnung und ohne Zeitverzug neben Deine Stadt porten und Dich angreifen können. Dadurch hat der angegriffene Spieler keine Zeit, auf den Angriff zu reagieren. Seine Stadt mit den Ressourcen und Truppen steht also ungeschützt da. Ein kurzes Weglegen des Mobilgerätes reicht aus, um unerkannt angegriffen zu werden. Nach dem Angriff portet der andere Spieler wieder weg und ist auch nicht mehr auffindbar, denn seine neuen Koordinaten werden nicht mitgeteilt.

Der zweite Trick ist eine Unverhältnismäßigkeit. Greift der andere Spieler mit Truppen an, die einen Level höher sind oder hat er eine Überzahl an gleichwertigen Truppen, so werden dem Verlierer der Schlacht überproportional viele Verluste beschert. Passiert das auf Ressourcensammelfeldern, sind die Truppen getötet, geschieht es durch einen Angriff auf die Stadt, wandern – je nach Kapazität der Krankenhäuser – die Truppen überwiegend ins Hospital, wo sie mit dem Einsatz riesiger Mengen an knappen Rohstoffen über Stunden bis Tage wieder „geheilt“ werden können.

Der dritte Trick ist ganz neu und wird erstmals bei Final Fantasy XV eingesetzt. Wer seine Stadt gegen Angriffe größerer Spieler schützen möchte, braucht dazu ein Schild. So lange dieses Schild läuft, kann der Spieler nicht angegriffen werden. In den anderen Spielen dieses Herausgebers kann man Schilde für Gold kaufen. Durch die Inflation bei diesen Spielen ist das Gleichgewicht so durcheinandergekommen, dass Schilde dort nun sehr billig sind. Das führt dazu, dass die meisten Spieler 30 Tage Schilde nutzen, was die Spiele natürlich lähmt. Deshalb hat man beim neuesten Release nun diese Bezahlmöglichkeit wegfallen lassen. Nun kann man Schilde nur noch für Loyalitätspunkte im Gildenshop kaufen, zu immens hohen Preisen. Das führt dazu, dass die Spieler, die zu wenig kaufen, nun noch schneller und vor Allem öfter von den zahlenden Spielern angegriffen werden können.

So gibt es jede Menge Anlässe, die gesammelten Ressourcen und die ausgebildeten Truppen wieder zu verlieren – und damit den Wunsch nach einer leichten Lösung zu bestärken.

Die leichte Lösung liegt im In-App-Kauf, der ja auch bei jedem Einloggen mindestens zweimal vorgeschlagen wird. Die vermeintliche Lösung ist nur einen Fingertipp entfernt. Dass bereits der dritte Kauf in Final Fantasy XV 109,99 Euro kosten soll, ist dabei völlig unverhältnismäßig. Aber so funktioniert das Geschäftsmodell der Firmen rund um Machine Zone. Dass es tatsächlich so funktioniert, zeigt die Liste der beliebtestesten zehn In-App-Käufe des Spieles:

Platz 1: Der In-App-Kauf für 5,49 Euro
Platz 2: Der erste In-App-Kauf zu 109,99 Euro
PLatz 3: Der In-App-Kauf zu 21,99 Euro
Platz 4 – 10: in-App-Käufe zu 109,99 Euro

(Stand: 5. Januar 2018, Quelle: iTunes)

Und da Apple und Google an diesen Käufen sehr gut mitverdienen, kann man auch nicht erwarten, dass hier freiwillig eine Selbstbeschränkung stattfinden wird. „Apple und Google sind damit beschäftigt, die Apps zu eliminieren, die möglicherweise ihr Geschäft beschädigen könnten, lassen aber alles zu, was den Kunden ausnimmt“, sagt Markus Burgdorf, langjähriger App-Experte und Gründer des App-Instituts.

Werbung mit falschen Versprechungen

Die Fernsehwerbung, die auch in einigen Apps und online verwendet wird, zeigt ein ganz anderes Spiel, als das, was der Spieler dann bekommt. Hier werden richtig aufwändig animierte Schlachtszenen gezeigt, die man im Spiel nicht findet. Schauspieler und Models geben den Eindruck von einem Actionspiel mit besonders hochwertiger Grafik. Kaum sichtbar wird im Spot unten klein eingeblendet, dass es sich um „Gameplay Dramatization“ handelt. Tatsächlich müsste es heißen, dass der Spot mit dem tatsächlichen Spiel nur das Thema gemein hat. Gegen den Werbespot wirkt das Spiel komplett statisch, ja schon langweilig. Das attraktive Model Alexis Ren gibt dem Werbespot ein Gesicht, wie bereits vorher Arnold Schwarzenegger bei Mobile Strike.

Zudem ist eine zentrale Aussage der Werbung, dass man kostenlos spielen könne. Rein theoretisch mag das stimmen, praktisch gesehen ist genau das nicht möglich, wie auch die anderen Auskopplungen mit gleicher Spielarchitektur zeigen. Ist man etwas weiter fortgeschritten erschöpft sich auch Final Fantasy XV: A New Empire darin, mit Gold Schilde zu kaufen, um sich vor Angriffen zu schützen. Und dieses Gold kostet nunmal Geld, echtes Geld.

Über die App Store Werbeanzeigen werden Spiele dieser Art immer wieder bevorzugt beworben, auch in anderen Spielen gibt es vermehrt Werbung für diese Abzocker-Spiele. Der Grund dafür ist ganz einfach: Jeder ausgegebene Werbe-Euro kommt vervielfacht zurück, denn es finden sich genug Spieler, die sich dem psychischen Druck, den diese Spiele aufbauen können, nur durch Käufe kurzzeitig entziehen können.

Dazu kommt, das man haufenweise gekaufte Besprechungen und Pseudo-Tests der Spiele findet, die natürlich nicht vor den Spielen und den von ihn ausgehenden Gefahren warnen, sondern für jeden Download der durch die positive Besprechung erzielt wird, eine Provision erhalten. Auch so funktioniert die Irreführung der Verbraucher. Selbst große Verlage und Gaming-Portale machen hier mit und verdienen kräftig an den positiven Empfehlungen. Selten wird dabei in den „redaktionellen Beiträgen“ darauf verwiesen, dass es sich um bezahlte Beiträge oder bezahlte Downloads handelt. Pro Download werden bis zu drei Euro bezahlt. Teilweise wird auch ein angeblicher Downloadpreis angezeigt, der durchgestrichen wird, um ein Sonderangebot zu suggerieren. Auch das ist eine bewusst und vorsätzlich platzierte Fehlinformation für die Verbraucher.

Das App Institut fordert bereits seit einiger Zeit Regulierungen für die App Stores.

„Wir sehen die Gefahr der ruinösen Spielsucht, die durch die geschickten psychologischen Tricks der Spiele-Publisher gezielt gefördert wird“, so Markus Burgdorf. „Wenn zahlende Spieler im Schnitt über 500 Euro pro Jahr in ein solches Spiel investieren und dafür keinen adäquaten Gegenwert erhalten, ist das ein tolles Geschäft für den Spiele-Herausgeber, aber in Kombination mit verbraucherunfreundlichen Nutzungsbestimmungen ein Desaster für den Verbraucherschutz.“