Seit dem Reformationstag, bzw. Halloween, sind Game of War und Mobile Strike, die weltweit führenden Multiplayer-Strategiespiele, wie entfesselt. Aktive Spieler haben die Möglichkeit, mit nur einem In-App-Kauf mit der Bezeichnung „Catch Up“ zu 16,99 Euro ihre Gebäudelevel auf 325 zu erhöhen und mithilfe der Truhen in diesen Kaufpaketen ganze Forschungsbäume mit nur einem Fingertipp abzuschließen. Versprochen wird, dass man mit einem solchen Kauf zur Spitzenliga aufsteigt, deshalb die englische Bezeichnung Catch Up.
Wer von Anfang an dabei ist, hat trotz der Investition von 20.000 bis 50.000 Euro diese Stufen und die Ausrüstung nicht geschafft. Klar, dass sich die immer wieder zahlenden Mitspieler nun erst Recht betrogen fühlen. Es gibt Ratgeberseiten im Internet, die ein monatliches „Investment“ von 1000 Euro pro Account in Mobile Strike oder Game of War empfehlen, um tatsächlich Up-to-Date zu sein. Immer, wenn ein Spieler etwas kauft, kommt schon Stunden später der nächste In-App-Kauf heraus, dessen Inhalte nun nochmal besser sind und den bisherigen Kauf somit entwerten.
Die Analysten von Slice Intelligence sagen auf Venture Beat, dass 3 Prozent der Spieler, die ein solches Spiel anfangen, zu zahlenden Spielern werden. Bei Game of War haben die zahlenden Spieler durchschnittlich 549,69 US$ im Jahr (Zahlen für 2015) ausgeben. Der Schnitt wird durch so genannte „Wale“ erhöht, der Begriff kommt aus der amerikanischen Casino-Welt und bezeichnet die Spieler, die mit besonders hohen Einsätzen viel Geld verspielen.
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Wir haben uns das genauer angeguckt. Tatsache ist, dass man die Gebäude je nach Kaufdatum des Catch Up-Paketes zuerst auf Level 200, dann 225, dann 250, 300 und jetzt 350 bringen kann. Dazu gibt es jede Menge Ressourcen, Banner, Abzeichen und weitere Verbesserungen. Eigentlich klasse, aber nur eigentlich.
Die Spiele sind dadurch nicht besser geworden, ganz im Gegenteil. Ja, für 16,99 Euro kann man sich stundenlang damit beschäftigen, die vielen Updates und Verbesserungen durchzuführen. Wir haben das auf vier Accounts mit unterschiedlichen Ausgangslevels gemacht. Doch leider ändert das nichts am Grundproblem der Spiele. Denn wer nicht jeden Tag die aktuellen „In-App-Supersonderangebote“ kauft, fällt sofort wieder zurück – dann hat man Geld ausgegeben und doch nichts davon.
Zudem ist es mitnichten so, dass der Spieler tatsächlich ganz nach vorne kommt, wie brennende Burgen mit Level 300 eindrucksvoll zeigen. Hier sind Spieler den Versprechungen des Spieleherausgebers auf den Leim gegangen und mussten dann feststellen, dass sich an der Situation, dass es immer stärker Spieler geben wird, durch ihren Kauf nichts geändert hat.
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Es fällt auch auf, dass die Pakete viel nutzloses Zeug enthalten, das macht man, um den Käufer zu verwirren. Man kann sich durch schier endlose Listen mit enthaltenen Spielgegenständen wühlen und bekommt zumindest den Eindruck, dass die Pakete werthaltig sein müssten. Man glaubt so, alles Notwendige zu bekommen. Doch genau das stimmt nicht. Viele notwendige Komponenten fehlen in diesen Sonderangeboten und so kommt man zum Beispiel zwar auf VIP-Level 400, aber das ebenfalls enthaltene Update-Paket bis auf Level 850 funktioniert nicht, denn dazu müsste ich auf Level 401 sein. Und dazu fehlen dann mehrere Trilliarden Punkte. Im Shop kann ich für Gold tatsächlich bis zu 50.000 VIP-Punkte kaufen, ich muss also nur milliardenmal diese 50.000 Punkte kaufen. Das geht nur leider nicht auf.
Über den Helden-Level 375 freut sich der Spieler – bis er merkt, dass er seine im Kaufpaket enthaltenen Helden-EP-Punkte nicht nutzen kann, denn dafür fehlen ihm Dämmerungs-Heldenstäbe. Davon braucht man 100.000, um auf das nächste Level zu kommen. Wo gibt es die? Im Gold-Shop – also nur für weitere Einzahlungen. Trickreicherweise wird hier ein Kauf zu 21,99 Euro angezeigt, der keine Heldenstäbe enthält. Dafür verspricht dieser In-App-Kauf dann ohnehin eine Heldenstufe 425. Könnte aber sein, dass auch das wieder nicht klappt, das haben wir nicht geprüft.
Überhaupt hat der Spiele-Herausgeber in seiner Jagd nach immer sensationelleren Deals jedes Maß verloren und verwirrt die Spieler mit Zahlen, die jenseits jeder Vorstellungskraft liegen. Für 21,99 Euro gibt es heute eine Billion Gold und 250 BTTTTT Vip-Punkte. Schön, aber was ist BTTTTT? Und was sind 100 MTT? Oder 1 KTTT? Das verwirrt alles – und das soll es wohl auch.
So, wie es jetzt noch zig tausend Spielergänzungen gibt, die kaum noch jemand durchschauen kann. Statt der einstmals fünf Rohstoffe, die der Spieler herstellen muss, um Gebäude hochzuleveln, Truppen auszuheben und Forschung zu betreiben, gibt es jetzt 20 Rohstoffe. Es reicht auch nicht mehr, Truppen auszubilden, man muss diese auch noch mit vielfältigen Methoden ertüchtigen. Und immer wieder stößt man an künstlich errichtete Barrieren.
Machine Zone, bzw Epic Wars hat in beiden Spielen auch mit einer ganz erheblichen Abwanderung aufgebender Spieler zu kämpfen. Das sieht man nämlich jetzt erst recht. Wer aktiv spielt, wird sich wahrscheinlich dazu hinreißen lassen, zumindest eines der zig In-App-Angebote wahrzunehmen, aber auf jeden, der das tut, kommen über 100 verlassene Burgen. Es bringt auch nichts mehr, diese abzugrasen, denn die zu erbeutenden Rohstoffe werden in der Übersicht aufgrund der Kleinstmengen nicht einmal auffallen. Die Truppen der verlassenen Burgen sind ohnehin bereits ausradiert, der Held hingerichtet, also kann man nichts gewinnen.
Per In-App-Kauf in die nächste Sackgasse
Und so ist es wie immer, man zahlt zwar, aber nur, um dann feststellen zu müssen, dass man in der nächsten Sackgasse gelandet ist. Ein Aufleveln der Festung ist Voraussetzung für das Update der anderen Gebäude. Klickt man also auf die Festung und will sie hochleveln, kommt „Du erfüllst die Anforderungen nicht“, denn hier fehlen Dämmerungs-Steinplatten. Und die bekommt man, Sie haben es richtig erraten, nur über weitere In-App-Käufe.
Game of War und Mobile Strike fallen auch damit auf, dass sie bei In-App Käufen Versprechungen machen, die sie dann nicht einhalten. Beim Testen ist uns mehrfach aufgefallen, dass Fortschritte versprochen wurden, die dann nicht erreicht werden konnten oder weitere Käufe verlangten.
Damit verspielt Machine Zone den letzten Rest Vertrauen und zeigt, dass es nur nochmal und verstärkt darum geht, den Spielern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Selbst wenn man eine Trilliarde Gold hat, nutzt das nichts, denn die wirklich benötigten Spielgegenstände kann man für das Gold nicht kaufen.
Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass die Optimierung der Einnahmen bei beiden Spielen und das offensichtliche Abzocken der Spieler dazu führen wird, dass diese Spiele nicht mehr lange funktionieren. Die Hyper-Inflation ist inzwischen nur noch lächerlich, führt zur Verwirrung und wenn der einzige Tipp sein kann, seine Festung nie ohne Schild zu lassen, dann ist das Spiel bereits lange kaputt.
Ein weiteres Anzeichen dafür sind die Quests: Trotz 10,1 MT Macht ist der nächste Quest die Erreichung von 100.000 Macht. Man sieht daran, dass Teile des Spiels nicht mehr aktualisiert wurden, denn diese Aufgabe war in unseren Accounts bereits vor Jahren geschafft.
Final Fantasy XV ist der neue Köder für das unseriöse Spielprinzip
Machine Zone hat bereits im Sommer 2017 vorgebaut und mit Epic Action LLC eine weitere Tochtergesellschaft gegründet. Dieses Mal werden in Final Fantasy XV die Fans dieser Spieleserie angegangen. Der Stil ist wieder der Gleiche: Möglichst viele In-App-Käufe raushauen, Gratis-Spieler als Kanonenfutter.
Dabei können die Daten von Machine Zone, die aus Game of War generiert wurden und das Einkaufsverhalten von Millionen Spielern zeigen, sicher hilfreich sein. Das dachte sich bereits 2015 wohl auch ein chinesischer Mitarbeiter von Machine Zone, der in Los Angeles auf dem Weg zum Flug nach Peking festgenommen wurde. Er hatte sich die Spieler-Daten und Kaufstatistiken von Game of War runtergeladen. Chinesische Spielentwickler, die das System von Machine Zone schon lange kopiert haben, dürften daran größtes Interesse gehabt haben.
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