Der Spieleherausgeber Gameloft führt aktuell vor, wie Übertreibungen bei der In-App-Werbung einen Widerwillen beim Verbraucher erzeugen können. Die Promotions für den Film Paddington und das kürzlich erschiene Promotion-Spiel Paddington Run werden in allen Spielen des Herausgebers im Abstand von teils weniger als fünf Minuten ausgespielt. Dabei gibt es vier unterschiedliche Formate.

Das erste Format unterbricht das Spiel mit einem 15sekündigen Clip für den Kinofilm, der in der vollflächigen Werbung in einem Fenster angezeigt wird. Zur Belohnung fürs Ansehen gibt es zum Beispiel in City Mania 5 Geldscheine, bei Asphalt 8 einmal Gold.

Das zweite und dritte Format fordert zum Mitmachen auf, man steuert hier den Bären Paddington aus dem Spiel Paddington Run, der mit seinem Regenschirm an einer Leine hängt und durch geschicktes Auf- und Ab per Finger auf dem Display Münzen einsammelt oder löst ein Memory-Spiel mit den Charakteren des Films. Nach dreißig Sekunden Spieldauer gibt es ein paar einfache Spielgegenstände zur Belohnung.

Bei dieser interaktiven Werbung kann der Spieler durch das Lösen eines Memory-Spiels 5 Geldscheine (In-App Währung) gewinnen.  (Screenshot aus Gameloft-Spiel)

Bei dieser interaktiven Werbung kann der Spieler durch das Lösen eines Memory-Spiels 5 Geldscheine (In-App Währung) gewinnen. (Screenshot aus Gameloft-Spiel)

Und dann gibt es noch das vollflächige Banner für das zum Film erschienene Spiel Paddington Run ohne Interaktionsmöglichkeit. Dieses Banner kann durch Tippen auf das X oben rechts geschlossen werden.

Werbung für das rechtzeitig vor Filmstart erschienene Mobile Game Paddington Run - als Banner, das den gesamten Bildschirm bedeckt. (Screenshot aus Gameloft Spiel Ciry Mania)

Werbung für das rechtzeitig vor Filmstart erschienene Mobile Game Paddington Run – als Banner, das den gesamten Bildschirm bedeckt. (Screenshot aus Gameloft Spiel Ciry Mania)

Durch die übermäßige Einstreuung dieser Werbung in alle Spiele mit Unterbrechung des Spielflusses entsteht bei den Spielern ein Gefühl des Genervtseins. Die mangelnde Abwechslung und das ständige Wiederholen in kurzen Abständen dürfte bei regelmäßigen Nutzern der App eher dazu führen, dass diese ganz bestimmt nicht in den Film gehen, hat also die entgegengesetzte Wirkung dessen, was der Werbetreibende erreichen möchte.

Finanzielle Auswirkungen der Übertreibung

Zudem ist eine so intensiv ausgespielte Kampagne auch ein Grund dafür, dass aufgrund der Übertreibungen manchen App-Herausgeber das Einspielen der Werbung für den App-Herausgeber immer weniger einbringt. Hunderttausende oder gar Millionen Einblendungen in nur einem Spiel lassen die Preise weiter sinken, was einige App-Herausgeber dazu verführt, die Werbung noch öfter einzublenden.

Wenn diese Entwicklung nicht von den Werbetreibenden selbst beendet oder zumindest eingedämmt wird, hat das erhebliche Auswirkungen auf die Monetarisierungsmöglichkeiten für App Herausgeber.

Preloading von Werbung bei Touchscreen-Spielen verärgert Nutzer und betrügt Werbekunden

Im Gameloft Spiel City Mania ist eine weiterer Trick zu bemängeln. Hier sammelt man während des Spiels immer wieder fertig produzierte Waren ein, indem man auf die Symbole der Waren über den Fertigungsgebäuden tippt.

Oft kommt es vor, dass eine Werbung so blitzschnell aufpoppt, dass man nicht mehr die Wahl hat, ob man auf die Werbung tippt oder ob die Werbung schliesst. Da der Finger auf dem Display gerade die Produkte einsammelt und dazu mehrfach tippen muss, wird hier in die Bewegung hinein der Banner geöffnet. Damit verlässt man das Spiel und öffnet – ohne es zu wollen – die dem Banner hinterlegte Internetseite. Der Trick besteht darin, dass die Werbung im Hintergrund geladen wird und so dann der Banner besonders schnell eingeblendet werden kann. Diesen Trick haben bereits vor Jahren unseriöse Entwickler aus China erfunden – nun setzt ihn leider auch Gameloft ein.

Der Nutzer des Spieles wird von dieser Funktion völlig überrascht und zu einer Handlung gezwungen, die er nicht selbst entscheiden kann. Da diese Banner nach Klicks bezahlt werden, wird der Werbetreibende durch solche Praktiken betrogen, genau wie der Spieler, der hier auf eine Werbung tippt, die ihn meist nicht interessiert. Agenturen, die solche Kampagnen vermitteln, müssen sich darüber im Klaren sein, dass Google zum Beispiel solche erzwungenen Klicks berechtigterweise als Verstoß gegen die Richtlinien ahndet und das darüber verdiente Einkommen auch einbehalten kann.